Als nächstes sind die Dicken dran!

 

Eigentlich wollte ich mich im Rahmen dieses Blogs nur auf die rein Wissenschaftlich/Rechtliche Seite der Tabak und Pharmalobby beschränken. Allerdings hat mich ein am 03.10.2012 veröffentlichter Artikel von Prof. Dr. Siegel dazu bewogen, etwas über den Tellerrand zu schauen – und diesmal etwas mehr als üblich.

In seinem Artikel berichtet Prof. Dr. Siegel von einem neuen Meilenstein auf den Weg zu einer Gesünderen Welt. Er beschäftigt sich mit den führenden Gesundheitsorganisationen „Henry Ford Health System“ und „Beaumont Health System“ aus dem Bundesstaat Michigan. Diese beiden Gesundheitsorganisationen beschäftigen mehr als 42.000 Arbeitnehmer in neun Krankenhäusern, verschiedenen anderen Medizinischen Einrichtungen und Geschäftsmodellen. Was nun seine Aufmerksamkeit erregt hat, war das neue „Einstellungsmodell für neue Bewerber“ dieser beiden großen Gesundheitsfirmen:

Ab dem 01. Januar 2013 werden die beiden Gesundheitsorganisationen keine Bewerber mehr einstellen, die durch ein Nikotin-Screening gefallen sind. Bewerber die durchgefallen sind, können sich nach frühestens 6 Monaten erneut bewerben.

Bei dem, in der Gesundheitsbranche gängigen, Drogentest bei der Einstellungsuntersuchung, wird zukünftig auch untersucht, ob der Bewerber ggf. Nikotinprodukte zu sich genommen hat. Und egal ob der Bewerber eine Zigarette, ein Nikotinpflaster, ein Nikotinkaugummi oder die elektrische Zigarette konsumiert hat: Der Screening-Test wird es aufdecken und das Resultat wird sein: Keine Chance auf einen Arbeitsplatz! Sie sind Herzlich eingeladen zu einem neuen Versuch in sechs Monaten.

Prof. Dr. Siegel weist in seinem Blog darauf hin, dass diese beiden Gesundheitsorganisationen Raucher damit entmutigen mit dem Rauchen aufzuhören. Aufhörwillige Rauchern nutzen in der Hauptsache nämlich Nikotinprodukte um mit dem schädlichen Tabakrauchen aufzuhören: Nikotinkaugummi, Nikotinpflaster und neuerdings auch elektrische Zigaretten. Dadurch gelangt wiederum Nikotin in den Körper, was letztendlich wieder zu einem erneutem positiven Nikotin-Screening führt.

Jetzt werden sich viele Befürworter der strengen Nichtraucherpolitik in diesem Lang vermutlich freuen: Endlich hat mal eine Firma genug Verstand und Mut, die abhängigen Raucher draussen zu lassen. Endlich habe ich als Normalatmer eine Chance auf einen Rauchfreien Arbeitsplatz ohne nach Rauch stinkende Kollegen. Endlich kann ich vor die Tür gehen, ohne gleich in eine Rauchwolke zu laufen, wenn ich durch die abgetrennten Raucherbereiche laufe.

Leider falsch – Das neue Einstellungsmodell betrifft nur die Neubewerber. Bereits Beschäftigte Vorstandsmitglieder, Chefs und andere Mitarbeiter sind davon nicht betroffen – Aber keine Angst, so wie das Gesundheitsmodell fortschreitet ist das bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis auch diesen Arbeitnehmern der Rauch abgestellt wird.

Dann ist aber wirklich langsam Zeit frisch Aufzuatmen! Dann ist die Zeit der Nichtraucher gekommen – Nein, hier kommt kein Kommentar mehr von mir. Ist auch gar nicht nötig – der nächste Kommentar kommt dann nämlich von den Nichtrauchern!

Die werden dann nämlich ganz erstaunt aufschauen und bemerken, dass nachdem der letzte Raucher aus ihrer Unmittelbaren Umgebung entfernt wurde, sich die Gesundheitsorganisationen das nächste Ziel schon lange ausgesucht haben.

Wir blicken kurz zurück:

2003 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach dreijähriger Verhandlung auf der 56. WHO-Generalversammlung die „Anti-Tabak-Konvention“ beschlossen. Die damalige WHO-Generaldirektorin sagte damals „Heute handeln wir, um Millionen von Leben zu retten und die Gesundheit kommender Generationen zu schützen“. Die beschlossenen Maßnahmen umfassten:

  •  Tabakprodukte einschränken oder besser noch verbieten,
  • auf die Gefahren von Passivtabakrauch sollte hingewiesen werden,
  • Aufdrucke auf Zigarettenschachteln sollen auf die möglichen Gefahren hinweisen

Zu diesem Zweck wurden Weltweit Verträge geschlossen und in den einzelnen Staaten Projekte gestartet, die darauf abzielten, dass der Tabakkonsum zurückgedrängt wird.

Und nun sind wir im Jahr 2012 nahezu dort angekommen. Ein Großteil der Bevölkerung weiß um die Gefahren des Tabakkonsums, viele lehnen Passivtabakrauch konsequent ab, gehen sogar davon aus, dass Tabakrauchende mit Drogensüchtigen zu vergleichen sind und grenzen diese immer mehr aus. Verzeihung, ich meinte natürlich: „Der Drogensüchtige Tabakonsument, grenzt sich durch seine Sucht selbst aus der Gesellschaft aus“.

Herzlich Willkommen in der gesunden Welt!

Na ja… noch nicht ganz. Wie die WHO schon 2007 veröffentlichte, ist die nächste Herausforderung „Adipositas“ (Fettleibigkeit). Hierzu gibt es schon diverse Grundlagendokumente und Strategien. Eins davon ist „Die Herausforderung Adipositas und Strategien zu ihrer Bekämpfung in der Europäischen Region der WHO“.

Nachdem die Raucher nicht mehr beschäftigt werden und ihrer Drogenlust nur noch in dunklen Ecken fröhnen dürfen, sind jetzt die Dicken dran! Und zwar mit den selben Mitteln, die man vorher bei den Rauchern angewendet hat → Mit Denormalisierung und Ausgrenzung!

Wer mit nicht glaubt, vergleiche mal die Ansätze zum strategischen Handlungsrahmen in der

WHO – Europäischen Anti-Tabak-Strategie und

Strategien zu der Bekämpfung von Adipositas

Erste Ansätze sind in Deutschland schon am Horizont zu sehen. Oder hat der geneigte Leser in den letzten Monaten nicht auch von der geplanten „Fettsteuer“ bzw. der Schädlichkeit von „Zucker“ und Co. gehört? Und so möchte ich diesen Artikel mit meinen einleitenden Worten abschließen:

Als nächstes sind die Dicken dran!!!

 

Herzlichst,

Rursus, 40 Jahre, Nichtraucher, „stabile Knochen“

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