Studie belegt: Warnhinweise auf Zigarettenschachteln sind unwirksam

In der Fachzeitschrift „Tobacco Control“ wurde eine neue Studie veröffentlicht. In dieser Studie wird davon berichtet, dass die, in England als zusätzliche Warnhinweise eingeführten, Bilder auf Zigarettenschachteln keine Wirkung auf Raucher haben.

Die Methodik der Studie war wie folgt:

„Das Vereinigte Königreich war im Oktober 2008 das dritte Land in der EU, welches bildliche Warnhinweise auf der Rückseite von Zigarettenverpackungen einführte. Zwischen August 2008 und September 2011 wurde eine wiederholte Querschnittsstudie mit 11 bis 16jährigen durchgeführt. Dafür wurden zwischen August und September 2008 1401 Personen und zwischen August und September 2011 1373 Personen befragt.

Bei beiden Durchgängen wurden die selben Textwarnungen auf der Vorder- und Rückseite der Zigarettenschachteln benutzt, der einzige Unterschied zwischen 2008 und 2011 war, dass 2011 zusätzlich der bildliche Warnhinweis auf der Rückseite der Verpackung angebracht war.

Bewertet wurden:

  • Auffälligkeit (bemerken, genaues Betrachten der Warnhinweise)
  • Tiefe der Verarbeitung (Nachdenken über Warnungen, mit anderen darüber diskutieren)
  • Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit (Verständlichkeit der Warnung, Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit)
  • Erinnerungsrate ohne Hilfsmaßnahmen
  • Überzeugungskraft (Warnung als Abschreckung für Raucher)
  • Vermeidungstechniken (z.B. das verstecken der Verpackung)
  • Verhalten (Verzicht auf Zigaretten aufgrund der Warnungen)“

Die Ergebnisse waren wie folgt:

  • „Bei Personen die niemals geraucht haben, stieg die „Überzeugungskraft“ und „Tiefe der Verarbeitung“ (wenn die Zigarettenpackung in Sichtweite war) deutlich von 2008 auf 2011 an, jedoch sank im selben Zeitraum die „Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit“.
  • Bei Personen die mit Tabakrauchen experimentieren,  stieg von 2008 auf 2011 die „Überzeugungskraft“ und „Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit“ deutlich an.
  • Bei Personen die Rauchen, war bis auf einen Anstieg bei der „Auffälligkeit“ und den „Vermeidungstechniken“, keine deutlichen Änderungen von 2008 auf 2011 zu beobachten.“

 

Der Rest der Geschichte

Diese Forschungsergebnisse ergänzen die wachsende Anzahl der Literatur, welche nahelegt dass die bildlichen Warnhinweise weitgehend wirkungslos sind und nahezu keinen Effekt auf Raucher haben.

Die Warnhinweise auf Zigarettenschachteln haben, laut dieser Studie, nicht die Raucherentwöhnung oder gar eine Reduzierung des Tabakrauchens gesteigert.

Bei Nichtrauchern war sogar ein Rückgang der Verständlichkeit und Glaubwürdigkeit der Warnhinweise zu beobachten (obwohl die „Überzeugskraft“ bei dieser Personengruppe erhöht war).

 

Persönliche Anmerkung

Ich frage mich, warum die EU-Kommission die Warnhinweise und bildlichen Warnhinweise als „das Mittel“ der Tabakbekämpfung verkauft. Die Warnhinweise auf Zigarettenschachteln sollen immer größer werden – Am besten soll es eine „Einheitsverpackung“ sein.

Weiterhin frage ich mich, warum bei einem Gesetzesvorschlag, der stark in die Unternehmensfreiheit eingreift, nicht genauer auf die Studienergebnisse geschaut geschaut und viel lieber auf die Lobbyarbeit der Anti-Raucher-Organisationen gehört wird.

Man soll mich jetzt bitte nicht falsch verstehen: Sollte sich herausstellen, dass die Warnhinweise und bildlichen Warnhinweise funktionieren, müssen diese meiner Meinung sogar eingeführt werden! Wenn sich jedoch herausstellt (und so sieht es im Moment aus), dass dem nicht so ist: Dann soll sich die EU-Regulierungswut besser woanders austoben. Man darf dabei nämlich eins nicht vergessen: Tabakzigaretten sind in der EU legal! Und solange der Gesetzgeber diese als legal einstuft, darf in die Unternehmerische Freiheit nur eingegriffen werden, wenn es dafür harte wissenschaftliche Beweise gibt. Ein pauschales „das ist die Tabakindustrie – denen müssen wir Knüppel zwischen die Beine werfen“ hat nichts mit Rechtsstaatlichkeit zu tun.

Mein Vorschlag wäre: Schauen wir nach Australien! Dort wurde Anfang 2012 eine Einheitsverpackung eingeführt.

Komisch ist nur: Auch aus Australien kommt bisher nicht eine Studie oder ein Wissenschaftlichen Ergebnis, dass diese Einheitverpackung irgendeinen Einfluss auf die Raucherentwöhnung, Raucherreduzierung oder gar auf die Anzahl der Personen hatte, welche mit dem Rauchen anfangen.

Freundlichst,

Rursus

 

Der obere Teil dieses Artikels und damit die wissenschaftliche Betrachtung der Studie, stammt von Prof. Dr. Michael Siegel – Universität Boston

Comments

  1. Einfach so aus der Praxis heraus:
    In Österreich tauschen Jugendliche die schlimmsten Gruselbilder auf Zigarettenschachteln aus dem Urlaub und getauscht. Weitergequarzt wird wie immer, allenfalls noch über die Preise gequatscht, was man für die volle Schachtel bezahlt hat.
    Überdies werden die Bilder weitgehend international weitergereicht. Mit Einführung der Schockbildchen kamen zumeist Steuererhöhungen, die Koinzidenz mit einer Reduktion von Rauchtabakverkauf kann man so oder so auslegen.

  2. Ein interessanter Artikel zu Warnhinweisen:
    „Warnung hat gegenteiligen Effekt“
    http://www.onmeda.de/g-psychologie/warnung-vor-nikotin-1881.html

    Bei Kindern und Jugendlichen kommt noch der „rebellische Faktor“ dazu:
    Alles, vor dem gewarnt wird, ist gerade genug für sie!
    Michael Siegel war bereits im Jahr 2000 der Meinung, allgemein Warnungen vor dem Rauchen könnten tatsächlich „neue Kunden rekrutieren“
    http://www.cimes.fsu.edu/files/TC50637counteringFINAL.pdf
    (der Meinung von Michael schliesse ich mich übrigens an)

    …noch Fragen?^^

  3. Für Argumente sind sog. „Gesundheits“organisationen und puritanische Gutmenschen nicht zugänglich – und so wird es auch nicht bei Schockbildern auf Zigarettenschachteln bleiben:

    Kanadische Mediziner wollen Fast-Food mit Fettlebern oder Diabetiker-Füßen kennzeichnen:
    http://globalmagazin.com/?id=1045

    Und die mit EU-Geldern geförderte Alkoholpolitik-Allianz (Eurocare) hat ihre Entwürfe für Schockbilder auf Alkoholflaschen vorgestellt:
    http://velvetgloveironfist.blogspot.de/2013/06/graphic-warnings-for-alcohol.html

    Natürlich sind mit den Forderungen nach Einführung von Schockbildern auf Pizzaschachteln und Alkoholflaschen automatisch auch Forderungen nach Steuerhöhungen verbunden – wen wundert es?

    • Das hatte ich am 5. November 2012 schon einmal mit dem Artikel „Und ihr dachtet es betrifft nur die Zigaretten“ und am 4. Oktober 2012 mit „Als nächstes sind die Dicken dran!“ thematisiert.

      Bereits da war abzusehen, was demnächst passieren wird – Jedoch hat das bisher fast niemand „für voll“ genommen.
      Demnächst geht es aber los – Und dann wird es Lustig!

      Auf der 11. Deutsche Konferenz für Tabakkontrolle (Mittwoch, 4. Dezember 2013) steht auf dem Programm:

      1300–1445 Uhr Satellitensymposium Adipositasprävention

      „10 Jahre Tabakrahmenkonvention, 5 Jahre Aktionsplan Übergewicht – Was ist übertragbar?“
      Moderation: D r. Katrin Schaller, Heidelberg
      Prof. Dr. Manfred James Müller, Kiel

      Das bedeutet nichts anders als: „Food – the next tobacco“ oder auch „als nächsten sind die Dicken dran!“

  4. Zitat: „Jedoch hat das bisher fast niemand “für voll” genommen.“

    Sehr richtig, deshalb ist es wichtig immer wieder darauf hinzuweisen, um den Menschen klarzumachen, dass auch sie demnächst betroffen sein werden.

    Es ist bemerkenswert, wie eng die Tabakkontrolle mit den anderen Gesundheitserziehern zusammenarbeitet.

    • Die beiden arbeiten zumeist „Tür an Tür“, wenn sie nicht sogar (wie in vielen Fällen) ein und die selbe rechtliche Person ist.
      Gemein ausgedrückt: Tobacco Control sucht sich neue Betätigungfelder – Immerhin ist der „Krieg gegen den Tabak“ nahezu durch – Und irgendetwas muss man ja machen um seinn Arbeitsplatz zu sichern.

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