Nikotinresorption von Tabakzigaretten und E-Zigaretten

Wer schon immer mal wissen wollte, wie schnell Nikotin vom Körper aufgenommen (resorbiert) wird…

Bitte schön:

Chart by Visualizer

Quelle der Daten: Nicotine absorption from electronic cigarette use: comparison between first and new-generation devices

Erklärung des Diagramms

Von unten nach oben, sieht man die Nikotinkonzentration im Blut in Nanogramm (ng = Milliardstel Gramm) und von links nach rechts, den Zeitverlauf in Minuten.

Dargestellt ist die Nikotinaufnahme bei einem Tabakraucher, einem Dampfer mit einer E-Zigarette der 1. Generation (sog. Cig-a-Like) und einem Dampfer mit einer E-Zigarette der 2. Generation (Akkuträger mit aktuellem Verdampfer) – Beide Verdampfer wurden mit einem E-Liquid mit „18mg/ml“ benutzt. Als Vergleich ist die Nikotinkozentration im Blut eines Nichtrauchers/Nichtdampfers angegeben.

Auffällig ist zunächst, dass es keine „Nulllinie“ gibt: Durch z.B. Nahrungsaufnahme hat auch ein Nichtraucher/Nichtdampfer immer eine gewisse Konzentration von Nikotin im Blut. Bei Heranwachsenden und Erwachsenen sind das zwischen 2,7 und 5,9 ng.1 In der Grafik wurde ein unterer Wert von 2,8 ng gewählt.

Bei dem Zigarettenraucher sieht man, dass bereits nach 5 Minuten die Nikotinkonzentration im Blut bei 18,8 ng angelangt ist, während in der gleichen Zeit der Dampfer mit einer „Cig-a-like“ gerade mal bei 4,87 ng bzw. ein Dampfer mit einer aktuellen E-Zigarette bei 6,59 ng angekommen ist.

Besonders interessant ist, dass ein Dampfer mit einem aktuellen Akkuträger und modernem Verdampfer der 2. Generation knapp 35 Minuten benötigt um auf die selbe Nikotinkonzentration zu kommen, die ein Tabakzigarettenraucher bereits nach 5 Minuten hat.

Was sagt mir diese Grafik?

Die Nikotinaufnahme mit einer „Cig-a-like“ ist dermaßen schlecht, dass selbst nach über einer halben Stunde die Nikotinkonzentration im Blut erst bei 10,88 ng angelangt ist und damit bei knapp der Hälfe, die ein Zigarettenraucher bereits nach 5 Minuten erreicht hat. Ein ehemaliger starker Raucher, der vorhat mit so einer „Zigarettenähnlichen E-Zigarette“ auf das Dampfen umzusteigen, wird vermutlich nach kürzester Zeit sagen: „Das bringt mir nichts – Ich habe noch Schmacht“ und höchstwahrscheinlich wieder zu Tabakzigaretten greifen.

Die Nikotinaufnahme mit einem aktuellem Verdampfer der 2. Generation ist, gegenüber der Tabakzigarette, stark verlangsamt – Aber immerhin derart, dass ein ehemaliger starker Raucher, zumindest das „zwingende Bedürfnis“ nach einer Zigarette überstehen kann, ohne unmittelbar Rückfällig zu werden.

Außerdem zeigt dieses Diagramm, dass gerade am Anfang bei ehem. starken Rauchern eine höher dosiertes E-Liquid wie z.B. ein „18er“ angeraten ist und warum starke Raucher (mind. eine Schachtel Zigaretten am Tag) am Anfang noch am Morgen eine Tabakzigarette rauchen und erst danach auf die E-Zigarette wechseln.

Und jetzt raten wir alle mal, welche Art E-Zigaretten die EU-Kommission, der überwältigende Teil des EU-Rates und Teile des EU-Parlaments am liebsten nur noch auf dem Markt hätten (und das am besten mit einem maximalen Nikotingehalt von 1 bis 2 mg Nikotin pro ml)?

Mit informierenden Grüssen

Rursus

PS Die hier dargestellte langsamere Nikotinanflutung durch E-Zigaretten bzw. schnellere Anflutung durch Tabakzigaretten ist lediglich für die erste halbe Stunde nach dem Aufstehen relevant. Danach pegelt sich der Nikotinplasmaspiegel zwischen 10 und 30 ng/ml (∅ ca. 20 ng/ml) ein und bleibt dann tagsüber weitgehend konstant.2


  1. Benowitz et al.: Optimal serum cotinine levels for distinguishing cigarette smokers and nonsmokers within different racial/ethnic groups in the United States between 1999 and 2004. 

  2. Benowitz et al.: Sources of variability in nicotine and cotinine levels with use of nicotine nasal spray, transdermal nicotine, and cigarette smoking. 

Comments

  1. Sehr interessant, vielen Dank für den informativen Artikel.

  2. …und zu dieser Info kommen einige Fakten hinzu:
    Ein Raucher stellt seinen individuellen Nikotinbedarf automatisch ein…das nennt sich „Nikotinaufnahmeregulation“.
    Googelt mal nach dem Begriff…kaum Treffer…die meisten kommen von uns E-Rauchern. Komplette Desinformation seitens der Behörden und der Wissenschaft.
    Dieses Phänomen ist denen aber bereits seit mindestens der 60er Jahre bekannt.
    Es kann sich also kein (E-)Raucher schwer mit Nikotin vergiften. Schon sehr früh hat man ein „Sättigungsgefühl“ und hört automatisch auf zu (E-)Rauchen.
    Experten müssten das eigentlich wissen…..aber irgendwie haben sie das scheinbar „vergessen“, da sie ja in der TRL „konstante Nikotinmengen“ verlangen.

    Desweiteren gelten Nikotinwerte bis zu 70ng im Blut als relativ unbedenklich.
    Soviel hat man bereits in den 60er Jahren bei Rauchern gemessen:
    ( http://legacy.library.ucsf.edu/tid/jwg93f00/pdf?search=
    … und 1964 stellte man im berühmten Terry-Report fest, dass diese Nikotinmengen kein signifikantes gesundheitliches Problem darstellen
    http://legacy.library.ucsf.edu/tid/vdv34f00/pdf?search=%22terry%20report%20nicotine%22

    Und dann noch das Wissen, dass Nikotin per se praktisch kaum suchterzeugend ist.
    Das weiss man spätestens seit Anfang der 80er Jahre.
    Aber die EU-TRL wimmelt nur so von Schutzmaßnahmen bei der E-Zigarette vor dem bösen Nikotin.

    Ich bin sicher, dass sich die E-Raucher nicht mehr lange zum Narren halten lassen.
    Die Nikotin-Aufklärung dahingehend ist ja bereits in vollem Gange (danke Rursus!).
    Mut zum Nikotinkonsum! Es gibt KEINEN Grund, sich dessen zu schämen!
    Genauso wenig wie man sich schämen muss, Koffein zu konsumieren!
    Das haben die uns eingeredet, um uns dahingehend zum Schweigen zu bringen.
    Hat auch eine Zeitlang funktioniert…jetzt nicht mehr!

  3. Und dann möge man auch beachten, dass die Pharmafia in den ersten Entwurf der TPD einen Grenzwert von 4 ng/ml reingeschrieben hatte.

    Also einen Wert, der offenbar selbst von Nichtrauchern oft überschritten wird …

  4. Hätte mir einen rascheren Anstieg der Nikotinkonzentration bei aktuellen Dampfern erwartet :/ Das zeigt eindeutig, warum sich viele Neulinge, die starke Raucher waren, schwer tun umzusteigen.

    Eine Beilage für neue e-Dampfer muss her, denn damit könnten mit Sicherheit so einige Rückfälle verhindert werden. Wenn man weiß, dass es ein wenig dauert bis die richtige „Dosis“ erreicht wird, legt man die Alternative nicht so schnell beiseite…

    Danke für die Übersetzung + die umfangreiche Erklärung!

    Btw, Top-Kommentar, Megan 🙂

    Viele Grüße,

    Olaf

  5. Michael Schwenck
    20. April 2016 - 13:38

    Ich bin 64 Jahre alt, habe vor 50 Jahren begonnen, Tabak zu rauchen und bin im Oktober 2014 aufs Dampfen umgestiegen. Ich habe mir eine e-Pfeife gekauft (Zugautomatik, kein Taster, Akku 3,8 V, Coil 1,8 Ohm). Begonnen habe ich mit Liquids mit 12 mg/ml, bin dann aber schon drei Wochen später auf 6 mg/ml umgestiegen. Ich habe seither keine Tabakzigarette oder -pfeife mehr geraucht.
    Dieser TPD-Schwachsinn gehört in die Tonne.

  6. Sehr interessanter Artikel, bin selber gerade am Aufhören!

    Man muss achtgeben wenn man solche Grafiken interpretiert. In der Medizin gilt für Medikamente die langsam aufgenommen werden, das insgesamt wesentlich mehr Wirkstoff benötigt wird um einen ähnlichen Effekt zu erzielen.

    Nikotin wird zudem sehr schnell abgebaut. Das bedeutet mmn, dass trotz gleichen Plasma Spiegels beim Raucher insgesamt weniger Nikotin konsumiert werden muss. Und Je mehr Nikotin, desto höher die Sucht.

    @ Megan
    Wenn Nikotin kaum suchterzeugend ist, dann lass es doch einfach weg ; )

    Als sehr starker Raucher (3-4 Schachteln) bekomme ich jedenfalls eindeutig körperliche Entzugserscheinungen. Zittern, heftige Kreislaufprobleme bis zum U terzucker, krampfartige Bauschmerzen, Luftnot, all das verging bei mir nach etwas Nikotin und kam nach ein paar Stunden wieder wenn der Entzug wieder einsetzte.

    Falls gleich behauptet wird dies läge an den bösen Zusätzen, ich nehme Bio Tabak ohne Zusätze!

  7. Ich würde gerne mal wissen, ob das Nikotin beim Dampfen nach 1x nuckeln 30 min braucht, um die Werte im Blut zu erreichen, die man von einer konsumierten Zigarette bekommt, oder ob es 30 min kontinuierliches nuckeln braucht. Das kann ich irgendwie nicht so ganz herauslesen…

  8. da wird nun mein Rauchverhalten auch noch statistisch belegt . Vielen Dank 🙂

  9. Ich bin seit 2Monaten bei 6mg. Ab nächste Woche bin ich bei 3mg. Was man wissen muss. Ich bin ein Dauernuckler. Zur Grafik. Bei 18mg Nikotin braucht der Mensch ca. 35min. um auf den selben Nikotinwert im Blutplasma kommen wie ein Raucher mit einer Zigarette. Umgerechnet (ist nicht ganz richtig, da die Funktion nicht linear ist aber ähnlich). Mit 6mg Nikotin würde ich ca. 90min. brauchen um auf den Wert einer Zigarette zukommen. Vergessen darf man auch nicht, dass das Nikotin ca. in 30min. abgebaut ist. Wenn ich nun an meiner Ezigarette mit 6mg dauernuckel kann ich niemals den Wert mehr eines Rauchers einnehmen.

  10. Erstmal tolle analyse schöner überblick und reichliche Informationen 🙂

    Nikotingift ist mir schon bekannt , ich rauche mein Leben lang schon und hatte auch ne kleine Nikotin vergiftunf . Ich musste paar tage im kh sitzen und muss auch meinen Tabak richtig einteilen :/ naja die Pharmamagia interessiert sich dafür nicht für die ist nur der umsatz wichtig

    Bin auf LINKENTFERNT gestoßen leben seit dem nikotinfrei
    Und meine gesundheit verbessert sich tag für Tag

    Im nächsten jahr werde ich noch ne kur machen

  11. viel gesunder kann das aber nicht sein 🙂

  12. Ca 12 000 Giftstoffe Zigarette und ca 200 beim Dampfen. Ist ein Unterschied 😉

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