Angst verbreiten mit 0,046 Prozent der Menscheit

Die WHO hat den weltweiten Statusreport zu Alkohol und Gesundheit 2014 veröffentlicht und die Medien überschlagen sich, um die schlechte Nachricht zu verbreiten:

3,3 Millionen Menschen starben 2012 weltweit an den Folgen von Wein-, Bier- und Schnapskonsum.“

Ob nun Zeit Online, Spiegel Online, Focus Online20 Minuten, oder, oder, oder… Sie alle kolportieren die Worte von WHO-Experte Oleg Tschestnow, welche er am 12. Mai 2014 bei der Präsentation des Reports in Genf von sich gab:

Es muss mehr getan werden, um die Bevölkerung vor den negativen gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums zu schützen.

Und selbstverständlich werden auch gleich von der WHO die Maßnahmen genannt, die dem Alkoholmissbrauch entgegenwirken sollen:

Höhere Steuern und eine stärkere Regulierung des Marktes mit alkoholischen Getränken.

Zwischen…

3,3 Millionen Menschen starben 2012 weltweit an den Folgen von Wein-, Bier- und Schnapskonsum – Das ist  zunächst erst einmal eine sehr große Zahl und klingt mehr als besorgniserregend.

Alkohol… Hier kann jeder mitreden – und tut es auch. Jetzt werden wieder Werbeverbote und harte Regelungen gefordert – Alles im Namen der Gesundheit!

Und natürlich wollen die Gesundheitsbesorgten ihre Mitmenschen nicht gängeln, sondern lediglich „den Menschen helfen, die richtige Entscheidung zu treffen„.

Um diese reißerische Aussage zu zerlegen, benötige ich keine Studien… Keine geschliffene Rhetorik…. Kein Wissen, auf das nur Eingeweihte in einem Elfenbeinturm Zugriff haben.

Ich brauche nur zwei Zahlenwerte: „7,2“ und „0,046“

…und hinter den Zeilen

Jedes Jahr steigt die Anzahl der Menschen, die auf diesem Planeten leben um 78 Millionen und ist mittlerweile bei 7.2 Milliarden angelangt.

Wenn wir nun ausrechnen, wie viel Prozent die 3,3 Millionen von 7,2 Milliarden entsprechen, kommen wir auf: 0,046 Prozent.

Natürlich wäre eine Schlagzeile wie „0,046 Prozent der Weltbevölkerung sterben durch Alkohol“ nicht so überzeugend gewesen – Darum hat man ja auch die 3,3 Millionen gewählt.

Diese Zahl kann man viel besser nutzen, um den Menschen Angst zu machen und Werbeverbote und höhere Steuern zu fordern und „den Menschen so zu helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen“!

Noch einmal in aller Deutlichkeit:

99,954 Prozent der Weltbevölkerung betreiben keinen Alkoholmißbrauch bis zum Tod!

Objektiv

Um jedoch diese Sterbefälle in das richtige Verhältnis zu setzen, muss man diese mit der Gesamtanzahl der Sterbefälle weltweit vergleichen. Laut WHO sind 2012 insgesamt 56 Millionen gestorben. Prozentual liegen die 3,3 Millionen, welche an den Folgen von Alkoholkonsum starben,  bei 5,89 Prozent der 56 Millionen Sterbefälle.

Das klingt nicht nach einem überzeugendem Argument!

Über 94,11 Prozent sterben also nicht wegen Alkoholkonsum, gehen also verantwortungsvoll mit Alkohol um – Und weil 5,89 Prozent das nicht tun, will man für den überwiegenden Großteil der Menschheit Alkohol stärker besteuern und Werbeverbote erlassen, damit „man den Menschen hilft, bessere Entscheidungen zu treffen“!

Wenn ein Bankräuber der Kassiererin eine Pistole vor die Nase hält, will er dieser auch nur „helfen die richtige Entscheidung zu treffen“.

Allerdings hat der wenigstens noch ein zu 100 Prozent überzeugendes Argument.

 

Gruss

Rursus

Comments

  1. Schöner und wichtiger Beitrag! Endlich geht mal jemand mit intelligenten Anmerkungen gegen die Angstmacherei der WHO mit ihren Zahlenspielereien vor. Gerade Alkohol – aber auch Zucker und Fett – sind die nächsten Umerziehungsziele der Gesundheitsfanatiker. Dabei wird schon jetzt deutlich, dass ähnliche Methoden und Taktiken wie beim Kampf gegen den Tabak angewendet werden sollen – bis hin zur Einführung des Nonsensbegriffs „passiv-drinking“.
    Die Ziele und Taktiken beim Kampf gegen den Alkohol habe ich in diesem Beitrag versucht darzustellen – die Parallelen zur Denormalisierung des Rauchens sind klar zu erkennen:

    http://www.ruhrbarone.de/alkoholprohibition-00-promille-als-erster-schritt-zur-denormalisierung-des-alkoholkonsums/76571

  2. Es wäre gerade hier ausgesprochen wichtig, ein gutes Verhältnis von Regulierung und Prohibition zu finden. Selbst- und vor allem Schwarzgebranntes kann ausgesprochen gefährlich sein und sollte verboten oder mindenstens an einen Wissensnachweis gebunden werden, und es ist auch gut begründbar, dass Jugendliche nicht allzu leicht an Alkohol kommen sollten. Wenn aber die Steuern zu hoch sind und es zu schwer ist, zu Alkohol zu kommen, wird eben schwarz gebrannt…

    • 1. Wenn die Ware zu teuer wird, weichen die Kunden auf günstigere Produkte aus.
      Siehe Tabak: Fertigzigaretten werden zu teuer -> Selbstdrehen! (Das zeigen übrigens auch die Verkaufzahlen von Fertigzigaretten und Feinschnitttabak. Zigarettenverkaufszahlen sinken seit Jahren und die Verkaufszahlen für Feinschnitttabak haben sich in den letzten 10 Jahren nahezu verdoppelt)
      2. Wenn auch die günstigen Produkte immer schwerer zu bekommen sind, fängt der Nutzer an sich Alternativen (bis hin zum Do-It-Yourself) zu suchen.

  3. So ganz objektiv gehst auch Du nicht mit den Zahlen um. Wenn 2012 weltweit 3,3 Mio. Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums gestorben sind, so ist diese Zahl – zum Zwecke der Einordnung – mit der Gesamtzahl aller Sterbefälle ins Verhältnis zu setzen. Laut BiB sind das pro Jahr 58 Mio. Sterbefälle weltweit. Das heißt, dass etwa 5,7% aller Todesfälle auf Alkoholkonsum zurückgeführt werden kann.

    • Objektiv sind die Zahlen schon.

      Gebe Dir jedoch insoweit Recht, dass die Gesamtzahl aller Sterbefälle eindeutig die bessere Vergleichsmöglichkeit hergibt und habe den Artikel entsprechend angepasst.

      Aber auch hier gilt: Knapp 95 % aller Menschen sterben nicht an Alkohol und vermutlich kommt ein Großteil der Menschheit wunderbar mit dem Umgang mit Alkohol klar. Ergo: Warum sollten 95 % „gegängelt“ werden?

  4. FYI: Halbwegs guter Artikel über das Vapen im neuen SPIEGEL. Ein paar Kleinigkeiten sind dennoch falsch: Sie verweisen auf die angebliche Freisetzung von Formaldehyd, was ja nicht stimmt, und sie geben die Empfehlung des BfR gegen die EZigarette falsch (und damit verzerrt) wieder. Alles in allem aber durchaus positiv, und der Artikel dürfte auch zur richtigen Zeit kommen, da die EU-Richtlinie ja demnächst in nationales Recht umgesetzt werden wird.

  5. Alcohol kills. Electronic cigarettes don’t.

  6. Alcohol can kill – but it need not be! There is one thing called „responsible handling“ – The majority is able to be responsible. Only a minor group is not.

  7. Raimund Perz
    17. Juni 2014 - 13:13

    Wußten Sie,
    daß die Prohibition in den USA 40 Jahre „Anlaufzeit“
    gebraucht haben, im Wesentlichen von extremistischen Protestanten
    getragen wurde und zum Erstarken der Mafia in den USA geführt hatte,
    letztendlich zur Erblindung oder zum Tod hunderttausender?
    Bei der EGarette ist die Actio- Reactio- Kette sogar noch durchsichtiger.

  8. Michael J. McFadden
    29. Juli 2014 - 21:36

    Oh, they don’t want to BAN alcohol — they just want to „Help People make the Right Decision.“ That’s exactly what the Antismokers do: by making smoking difficult, unpleasant, and expensive, they are doing the same thing as giving RATS electric shocks to make them change their behavior.

    The problem is that people are NOT rats; people should not be TREATED like rats; and people should not ACCEPT being treated like rats.

    Read my Author’s Preface at http://bit.ly/TobakkoNacht for a better idea of why it is so wrong for Antismokers to do what they are doing, and how badly it will affect EVERYONE in the future, whether they smoke or not.

    – MJM

  9. Ingolf Pärcher
    14. August 2014 - 12:18

    In Sachen manipulativer Zahlenspielereien und warum die meisten unter uns mathematische Analphabeten sind, empfehle ich das Buch „Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet“.
    Ein Interview mit dem Autor findet man hier: http://derstandard.at/2000004299843/100-Prozent-von-nichts-bleiben-nichts?ref=nl

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