"Studie an 30 Rauchern"

 

Wenn es um sogenannte „E-Zigaretten“ geht, liest man in negativen Artikel häufig davon, dass eine Studie aufgezeigt habe, dass bereits das kurzfristige inhalieren von E-Zigaretten-Dampf dazu führt, dass es zu Atemwegseinengungen kommen kann. Der Hintergrund dieser Artikel ist eine Veröffentlichung der „Lungenärzte im Netz“ von 2012. Dort finden sich unter anderem folgende Zeilen:

Außerdem zeigte sich ein Abfall der ausgeatmeten Konzentration von Stickoxid (FeNO), einem Marker für die Entzündung der Bronchien.

und

„Dabei stellte sich heraus, dass es dadurch im Gegensatz zu der Kontrollgruppe zu einer sofortigen signifikanten Zunahme einer Atemwegseinengung kam“ [1, 2]

Die sogenannte „Chest-Studie“ bzw. „Studie an 30 Rauchern“, [3] wurde leider in den Medien nicht korrekt wiedergegeben. Der erste zitierte Satz ist an sich nicht falsch, da der hintere Satzteil nur Bezug auf das vorher genannte Stickoxid nimmt. Allerdings wird hier suggeriert, dass der Abfall der FeNO-Werte ein Indikator für eine Entzündung der Bronchien wäre.

Richtig ist aber, dass ein Anstieg von FeNO-Werten auf eine Entzündung der Bronchien hinweist. [4] Bei näherer Betrachtung der Studie von Constantine I. Vardavas et al. offenbaren sich die grundsätzlichen Probleme sowohl der Studie als auch der Berichterstattung.

Folgende Untersuchungsmethoden wurden genutzt:

– Die Spirometrie ist ein medizinisches Verfahren zur Messung des Lungenvolumens zur Beurteilung der Lungenfunktion. Im Gegensatz zur Tabakzigarette zeigte sich hier kein messbarer Unterschied vor und nach der Benutzung der E-Zigarette.

– Bei der Impulsoszillometrie, einem Verfahren zur Bestimmung des Atemwegswiderstandes („Verengung der Bronchien“) wurde zwar eine minimale Erhöhung des Strömungswiderstandes in den Atemwegen nach dem Dampfen gemessen. Dieser Wert war jedoch nicht pathologisch und so gering, dass laut den Autoren der Studie, keine klinische Relevanz bestand.

– Bei der FeNO-Untersuchung schließlich wurde die Konzentration an Stickstoffmonoxid in der ausgeatmeten Luft gemessen. Diese spiegelt das Ausmaß der Entzündung in den Bronchien wider:

Je stärker eine etwaige Entzündung, desto mehr Stickstoffmonoxid wird gebildet. Ein, wie in der Studie beobachteter, Abfall der NO-Werte könnte auf eine Schädlichkeit des E-Zigarettenaerosols hinweisen aber selbst die Verfasser der Studie weisen darauf hin, dass:

Obwohl die Unterschiede in unserer Studie statistisch signifikant sind, müssen wir feststellen, dass die klinischen Veränderungen zu klein sein könnten um große klinische Bedeutung zu haben.

Eine Schwachstelle im Studiendesign ist, dass die Autoren die Inhalation eines nikotinhaltigen Liquids mit der Inhalation von purer Luft vergleichen und so letztendlich zu dem Schluss kommen, dass das Propylenglycol für die Einengung der Atemwege verantwortlich ist.

Hier wurde die seit langem erwiesene Bronchienverengende Wirkung von Nikotin fallen gelassen, welche eindeutig als wesentliche Ursache für die erste Phase der Wirkung von Tabakrauch erkannt wurde. Weiterhin fehlt durch den Vergleich mit purer Luft die für Wissenschaftliche Arbeit geforderte „Verblindung“ der Untersuchungen – Hier hätte ein einfacher Vergleich der Inhalation eines nikotinhaltigen Liquid mit einem nikotinfreien Liquid gleich zwei wesentliche Schwachstellen der Studie beseitigen können.

Fakt ist: Die Ergebnisse der „Studie an 30 Rauchern“ weisen auf eine gravierende Minderschädlichkeit der E-Zigarette hin und belegen in keiner Weise eine schädigende Wirkung von Propylenglykol auf die Atemwege.

Freundlichst,

Rursus

 

Quellen

[1] Lungenärzte im Netz (2012)

[2] WAZ: E-Zigaretten – Jetzt schlagen Lungenärzte Alarm (2012)

[3] Acute pulmonary effects of using an e-cigarette (2011) (engl.)

[4] Ärzteblatt: Messung von exhaliertem Stickstoffmonoxid (2007)

 

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