Beschwerde bei dem Presserat

Im unteren Teil -> Update 23. Juli 2013, Update 29. August 2013

Der Deutsche Presserat ist eine Organisation der großen deutschen Verleger- und Journalistenverbände Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e. V. (VDZ), Deutscher Journalisten-Verband (DJV) sowie Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju).

Der Deutsche Presserat hat die Publizistischen Grundsätze (Pressekodex) ausgearbeitet, eine Art Ehrenkodex für Medienvertreter, der 1973 erstmals veröffentlicht und am 3. Dezember 2008 letztmals überarbeitet wurde. Am 12. Dezember 1973 wurde er an Bundespräsident Gustav Heinemann überreicht. Es gehört zur Tradition des Pressekodex, dass auch jede Änderung dem amtierenden Bundespräsidenten übergeben wird.

Verstößt ein Presseunternehmen in Print- oder Onlinemedien gegen einen oder mehrere dieser publizistischen Grundsätze, ist es jedem möglich, eine Beschwerde beim Presserat einzureichen.

Dies habe ich heute getan…

Grund meiner Beschwerde ist der Artikel „Harmloser Dampf oder gefährlicher Qualm? EU will E-Zigaretten prüfen“ von Herrn Thomas Kramer, welchen er über die dpa – Deutsche Presse-Agentur GmbH veröffentlicht hat. In dem Artikel werden allerlei Halb und Unwahrheiten zum besten gegeben. Dem sprichwörtlichen Fass wird der Boden durch nachfolgende Behauptung ausgeschlagen:

Weitaus kritischer ist die Weltgesundheitsorganisation. Die elektrischen Glimmstängel seien immerhin mindestens um 20 Prozent schädlicher als herkömmliche Zigaretten.

Die WHO hat, nach meinem Wissen, nie behauptet, dass die EZigarette 20 Prozent schädlicher ist – Wie auch? Viele wissenschaftlichen Studien der letzten Jahre kommen zu dem genau Gegenteiligen Ergebnis: Die EZigarette ist, bezogen auf die Tabakzigarette, bis zu 99% weniger Schädlich!1

Die offizielle Meinung der WHO zur EZigarette (ENDS – Electronic Nicotine Delivery Systems) ist laut Veröffentlichung vom 9. Juli 2013 folgendermaßen:

Conclusion:
Until such time as a given ENDS is deemed safe and effective and of acceptable quality by a competent national regulatory body, consumers should be strongly advised not to use any of these products, including electronic cigarettes.

Übersetzung:

Schlussfolgerung
Bis die e-Zigaretten von einem nationalen Kontrollorgan für sicher, wirksam und qualitiv annehmbar befunden werden, sollten Verbraucher dem dringenden Rat folgen, keine dieser Produkte, inkl. e-Zigarette zu benutzen.

Aus diesem Grund habe ich heute nachfolgenden Text (inkl. Screenshot) an den Presserat gesendet:

Guten Tag,
ich sehe in dem Beitrag einen ethischen Verstoß gegen Ziffer 2 und 3 des Pressekodex, weil die im Artikel erhobene Behauptung,

Zitat: „Weitaus kritischer ist die Weltgesundheitsorganisation. Die elektrischen Glimmstängel seien immerhin mindestens um 20 Prozent schädlicher als herkömmliche Zigaretten.“

sowohl Inhaltlich als auch Faktenbasiert falsch ist. Die WHO hat nach meinem Wissen niemals eine solche Behauptung aufgestellt. Dies würde die WHO auch nicht tun, da durch mehrere Studien der letzten Jahre festgestellt wurde, dass die EZigarette um ein vielfaches weniger schädlich ist als die Tabakzigarette.

Einen ähnlich gelagerten Fall gab es bereits im April diesen Jahres als in England die „Mail on Sunday“ veröffentliche, dass

„EZigaretten mehr Schaden als Tabakzigaretten verursachen können“. [1]

Der ehemalige Direktor von „Action on Smoking and Health“, Clive Bates, hat darauf hin die „Press Complaints Commission (PCC)“ angschrieben und diesen disaströsen Artikel bemängelt. Im Endeffekt hat die „Mail on Sunday“ den Artikel von ihren Servern genommen und eine Gegendarstellung veröffentlicht.

Die selben Begründungen, welche Clive Bates herangezogen hat, gelten auch hier.

Die EZigarette ist wissenschaftlich gesehen ca. 90 bis 99% weniger schädlich als eine Tabakzigarette.

Für weiterführende Quellen bezüglich dieser Aussage stehe ich gerne via Mail zur Verfügung.

Der von Herrn Thomas Kramer über die dpa lancierte Artikel ist inhaltlich falsch und verstösst gegen den Presskodex.

Hier muss im Interesse der Öffentlichkeit eine Gegendardestellung veröffentlicht werden und Herr Kramer sollte über seine Sorgfaltspflicht als Journalist belehrt werden.

Mit freundlichem Gruss

Unterschift

[1] http://www.clivebates.com/?p=806

Sobald neue Informationen vom Deutschen Presserat vorliegen, werde ich diese hier veröffentlichen.

Empört,
Rursus

Update 23. Juli 2013:

So wie es aussieht, wird die betroffene Redaktion zur Zeit mit Fakten bombardiert und der Artikel wurde heute still und heimlich überarbeitet. So steht jetzt anstelle von

„Weitaus kritischer ist die Weltgesundheitsorganisation. Die elektrischen Glimmstängel seien immerhin mindestens um 20 Prozent schädlicher als herkömmliche Zigaretten.“

der Satz

„Der Schadstoffausstoß der elektrischen Glimmstängel beträgt 20 Prozent des Ausstoßes von Tabakzigaretten.“

Nur leider ist das auch nicht korrekt und damit eine Falschaussage.

Die „20% Schadstoffe“ betreffen nur einen sehr geringen Anteil der bis heute definierten 10.000 Stoffe im Rauch einer Tabakzigarette. Genauer gesagt sind das ZEHN Stoffe. 10 von 10.000! Und von diesen zehn sind von der Dosis her knapp 80% weniger im Dampf enthalten.

Ursächlich für diese Angabe ist scheinbar eine Studie von Goniewicz et al. welcher dies jedoch in seiner Studie nicht so äußert. Vielmehr schreibt er als Resultat der Studie:

„We found that the e-cigarette vapours contained some toxic substances. The levels of the toxicants were 9–450 times lower than in cigarette smoke and were, in many cases, comparable with trace amounts found in the reference product.“2

Goniewicz et al. haben herausgefunden, dass bei den untersuchten Produkten einige der giftigen Stoffe im Tabakrauch auch in dem EZigarettendampf vorkommen. Die Mengen war 9 bis 450 mal niedriger als im Zigarettenrauch und, in manchen Fällen, vergleichbar mit den Spuren die in dem Referenzprodukt gefunden wurden (das Referenzprodukt der Studie war der medizinische „Nicotine Inhaler“ des Pharmariesen „Johnson & Johnson GmbH“).

Wie man aus solchen Resultaten, welche eindeutig positiv für die EZigarette sprechen, eine derart negative Formulierung wie „20% der Schadstoffe von Tabakzigarettenrauch“ konstruieren kann entzieht erstmal meiner Kenntnis und letztendlich bestimmt auch dem Presserat.

Die Formulierung war falsch und ist es jetzt immer noch!

Richtig müsste es heissen:

„Eine Studie hat ergeben, dass zehn der 10.000 giftigen Stoffe des Tabakrauchs auch in dem EZigarettendampf vorkommen können. Die Mengen waren laut der Studie 9 bis 450 mal niedriger als im Zigarettenrauch und, in manchen Fällen, vergleichbar mit den Geringstmengen, welche auch in med. Nikotininhalatoren gefunden wurden.“

More to come…

Update 29. August 2013:

Mittlerweile habe ich eine Antwort erhalten. In dieser wurde mir mitgeteilt, dass der Presserat hier nichts tun kann, da es sich bei der konkreten Seite nicht um ein Medium der Presse handelt bzw. keine Verbindung zu einem Presseverlag erkennbar ist.


  1. Eine faktenbasierte Ausarbeitung unter Berücksichtigung von publizierten Quellen 

  2. Levels of selected carcinogens and toxicants in vapour from electronic cigarettes 

Comments

  1. Bravo.

    Das motiviert einen sich doch nicht zu ergeben!

    Aber warum schreiben die dpa so einen Mist? Indirekte sensationsgieriger Journalismus mit notwendigen Anzeigenverkauf? Haben die doch gar nicht! Andere Monetäre Interessen? Vermutlich! Aber wer kauft den Falschmeldungen? Wahrscheinlich die die es nötig haben. Weil sich solch sensationsgeiler Blödsinn gut verkaufen lässt. Ich höre es schon wieder: „Siehste! Ich habs doch gewusst. Doch schädlisch. Und noch schlümmer! Da roch ich libber widder mähne Kippen vom Schwarzmarkthändler!“

    Eigentlich könnte die gesamte Presse auch BigPharma jeden Monat einmal zerlegen. Themen und Material gibt es genug. Es traut sich aber keiner. Und wenn dann nur mit 15 Fragezeichen. Wer tritt eigentlich von der Presse am ehesten den Großkonzernen auf die Zehen? Und welche erreicht daraus die größte Zielgruppe? Der Axel-Springer-Verlag scheint wohl nicht unser Freund zu sein. Oder doch?

    Und die dpa habe ich früher mal für eine Institution gehalten. Aber die scheinen ihre monetären Interessen in den Vordergrund zu stellen und sich dadurch weiter zu demontieren. Auch nicht schlecht. Leider ist unser schönes Lied mit der E-Zigarette erst mal gesungen, bis diese so genannte Agentur Insolvenzantrag gestellt hat und endlich ihre bemitleidenswertes Dasein beendet hat.

  2. Gorilla im Nebel
    22. Juli 2013 - 18:28

    Dieser Beitrag sollte unbedingt auf BILDblog erwähnt werden.

  3. super. Gute Aktion. ! Weiter so.

  4. So wichtig solche Aktionen auch sind, man darf sich aber nicht täuschen lassen, Ideologen sind gegenüber Argumenten völlig unempfindlich. Ihnen geht es nur um die Durchsetzung ihrer Ziele – notfalls mit Täuschung und Unwahrheiten.
    Was übrig bleibt ist tatsächlich nur, die Öffentlichkeit immer wieder darauf hinzuweisen – das Problem ist nur, die Mehrheit der Presse wird dabei nicht mitmachen wollen. Wichtig ist auch zu begreifen, das der Gesundheitsfaschismus sich nicht auf das Rauchen (Dampfen) beschränken wird, sondern jetzt schon die nächsten Ziele anvisiert: Alkohol, Fett, Zucker, Salz u.s.w.
    Und sie bedienen sich der gleichen Methoden, wie beim Kampf gegen das Rauchen. Wenn das den Menschen klar wird, dann hat man auch eine Chance dagegen vorzugehen!

  5. @Nansy

    „Wichtig ist auch zu begreifen, das der Gesundheitsfaschismus sich nicht auf das Rauchen (Dampfen) beschränken wird, sondern jetzt schon die nächsten Ziele anvisiert: Alkohol, Fett, Zucker, Salz u.s.w.“

    Leider sehe ich das nicht so. Es ist in der Tat eher so, dass wir von der Industrie alles das verabreicht bekommen, was wir als Konsument ja eigentlich auch wollen und was natürlich sichere Gewinne bringt. Logischer Weise wird natürlich vorher mit ausgefeilter Werbung der Bedarf der einzelnen Zielgruppen geweckt. So das wir auch das Gefühl haben, dass wir es brauchen. Und wenn z.B. Fett als Geschmacksträger in den Produkten unserer Ernährung nicht gut ist, dann kann man relativ günstig z.B. mit Zucker den Geschmack kompensieren. Das erzählt man uns aber nicht. Man erzählt uns erst mal, dass es dieses tolle Produkt so gesund ist, weil es so fettarm ist.

    Und man darf auch ein Urproblem des Kapitalismus nicht vergessen. Er überlebt momentan nur durch Verschuldung und stetiges Wachstum. Im Endeffekt ist die gewissenlose Maßlosigkeit des einzelnen Individuums das eigentliche Urproblem. Denn der Zugang zu den erwähnten Komponenten/Produkten ist für den Einzelnen zu einfach. Er wird durch die immer weiter sinkende Preise und durch die fortschreitende Automatisierung auch immer einfacher. Und gerade in der bildungsfernen und „Bild“-treuen Unterschicht, wo sich teilweise ergebender Frust gegenüber dem Raubtierkapitalismus immer mehr verbreitet, macht Essen nicht nur satt, sondern auch zufrieden!

    Und zum stigmatisierenden Wort Faschismus, welches auch von Phil verwendet wurde, habe ich auch eine eigene Vorstellung. Was willst du denn gegen die sich verbundene Großindustrien machen? Reden? Regeln aufstellen? Regeln die durch Wissenschaftlicher beeinflusst werden, die mitunter fragwürdigen Ergebnisse zu Tage bringen und nicht selten an Instituten beschäftigt sind, die am finanziellen Tropf der eigentlich begünstigten Industrie wiederum hängen? Ich verstehe teilweise die WHO.

    Du musst dir nur die Entwicklung beim Rauchen und beim Alkohol in den letzten zwei Jahrhunderten ansehen. Selbst die Alkoholprohibition Anfang des letzten Jahrhunderts in Nordamerika und in Skandinavien hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Also bleibt dir nur eine Möglichkeit! Man muss es denormalisieren.

    Und Anfang des letzten Jahrhunderts ist der Konsum von 1-2 Packungen Zigaretten am Tag auch nicht normal gewesen. Der Verbrauch hat sich in den letzten 100 Jahren verzehnfacht! Demzufolge haben sich auch die gesundheitlichen Gefahren daraus multipliziert. Die im Übrigen die gesamte Gesellschaft wieder über Krankenkassenbeiträge zahlt. Und die steigen ja auch gelegentlich. Und nicht zuletzt weil BigPharma wieder mehr verdienen will. Also – was ist jetzt normal und unnormal?

    Abschließende Gedanken:

    Der Egoismus und der Individualisierungsdrang des Einzelnen hat in diesem Raubtierkapitalismus den optimalen Nährboden sich zu entwickeln. Die unsanktionierte Zügel- und Maßlosigkeit weniger elitäre Interessengruppen ist wegweisende Legitimation für die Masse in den gut entwickelnden Industrieländern. Die logische Konsequenz ist der langsame Untergang des Kapitalismus.

    Wenn die Schlussfolgerungen aus diesem Untergang wieder die falschen sind, ist das auch der Untergang der Menschheit. Im günstigsten Falle ist für mehrere Generationen zumindest das Ende der freiheitlichen Verhältnisse auf der gesamten Welt, so wie sie vor dem 11.09.2001 vorhanden waren und jetzt überwiegend noch vorhanden sind, zu befürchten. Und für das gesamte Dilemma gibt es nur drei Lösungen und die sind: Bildung, Bildung, Bildung. Und dann kann jeder selber entscheiden, wie er sich am schnellsten zu Grunde richtet, an welchen Gott er glaubt und wie er sonst noch sein Leben gestalten will.

    Ansonsten werden wir immer Faschismus ernten. Ob Religionsfaschismus, Ökofaschismus oder welche Gründe es auch immer gibt sich im Kampf zu verbünden, weil man sich gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen benachteiligt fühlt und dieses Ungleichgewicht wieder herstellen will.

  6. @ elZette

    In Deinem Posting stecken zu viele Gedanken, um sie auf einmal zu beantworten.
    Industrie und Pharmalobby sind Mitspieler in diesem Umerziehungsprogramm, wobei die Lebenmittelindustrie zweigleisig fährt: sie will Einschränkungen vermeiden, andere Hersteller machen gute Geschäfte mit „Gesundheitsprodukten“.

    Das ist aber nicht meine Zielgruppe. Die Rolle der WHO, EU, der Ärzte und der Volkserzieher muss uns interessieren.

    Die Alkoholprohibition ist schon längst im Gange:
    Die WHO-Vorstellungen von Umerziehungsmaßnahmen auf diesem Gebiet sind ja wohl bekannt, oder nicht? Auf EU-Ebene nennt sich das „amphoraproject.net“ – 71 Wissenschaftler aus 14 Ländern der EU warnen auf der Seite vor Alkoholkonsum und seinen Folgen. Sie fordern, den allgemeinen Alkoholkonsum drastisch zu reduzieren. Typischerweise geht es weniger um Problemgruppen als um den Alkoholkonsum aller. Wenn man sich ein bißchen durchklickt, findet man auch bildliche Warnhinweise, die nach den Vorstellungen dieser Lobbygruppe auf Wein- und Alkoholflaschen gedruckt werden sollten.
    Kommt Dir das bekannt vor?

    Der Staat New York (nicht die Stadt) wollte vor ein paar Jahren den Restaurantbesitzern per Verordnung verbieten, ihre Speisen mit Salz zu würzen – dazu ist es (noch nicht) gekommen.
    In Kanada und Australien wird momentan darüber diskutiert, ob die Verpackungen von „ungesunden“ Lebensmittel (Pizza, Softdrinks usw.) mit Schockbildern bedruckt werden sollen (kaputte Leber auf Pizzakarton).
    Die Bild-Entwürfe kursieren inzwischen im Netz.
    Kommt Dir das bekannt vor?

    Ich könnte so fortfahren, das würde aber den Rahmen hier sprengen. Wichtig daran ist, dass sich hier die Gelegenheit bietet den Menschen klar zu machen, welche Bevormundungspolitik auf sie zukommt. Das Ziel muss sein, dass die Leute die Nase voll haben von den Gesundheitsfanatikern (Faschisten hörst Du ja nicht so gern).

  7. @Nansy

    Ich verstehe deine Bedenken. Aber ich denke du siehst das zu negativ. Die WHO macht einfach nur ihren Kampf. Und klar sind da auch wieder Interessengruppen am Start die davon partizipieren. Fakt ist aber, dass die Industrie mit ihren sehr ausgefeilten Werbeprogrammen uns genauso wie die WHO einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Und um das zur erkennen hilft eben nur die richtige Bildung. Damit jeder erkennt was er eigentlich braucht und was nicht.

    Und das Thema mit dem Salz kann ich verstehen. Der Konsum ist teilweise bedenklich hoch. Und zu viel Salz scheint nicht ganz unschuldig an Bluthochdruck zu sein. Und wenn jetzt BigPharma an BetaBlocker Geld verdienen will, ist das Verbot von Salz eher kontraproduktiv. Und eigentlich will man wohl mit solch einer Maßnahme wach rütteln. Denn solche Maßnahmen machen Schlagzeilen und regen zum Nachdenken an. Und Bloomberg hat ja auch die Softdrinks über 0,5l (?) verboten. Ist das falsch? Geldmacherei? Weil die 0,5l wieder mengenmäßig teurer sind als z.b. eine 3L Cup?

    Zusehen kann man nicht nur. Es wird definitiv mit vielen Produkten zu leichtfertig umgegangen. Vielen sind die umweltpolitischen und gesundheitlichen Folgen nicht ausreichend bekannt. Und da hilft nur Schocktherapie. Und das wäre auch unsere Strategie gewesen. Und was machen wir? Wir gehen zu einer Schiesserei mit einem Messer am Gürtel und wollen reden. BigPharma hat uns einfach umgepustet und die Politiker glauben lassen, das sie den Verbrauchern ein wertvollen Dienst erweisen. Und der andere Rest freut sich früher oder später über ein lukrativen Job.

  8. @Rursus

    Saubere Arbeit! Respekt und Anerkennung!

    Das ist eine sehr wertvolle Arbeit für die Gemeinschaft der Dampfer. Es gibt zwar nicht so schicke Bilder und Videos wie bei Phil, aber dafür haargenaue Infos und messerscharfe Analysen.

    Danke

    Man erkennt jetzt genau den Grundgedanken der Falschmeldung.

    Mal sehen ob die Gegendarstellung kommt.

  9. @elzette

    Alles in einen Topf geworfen, ergibt nun auch keinen Sinn – die Pharmalobby hat ihre guten Gründe solche Umerziehungsmaßnahmen mit zu unterstützen, damit erschließen sich neue oder größere Geschäftsfelder.
    Die Alkoholindustrie hat wiederum keinerlei Interesse (im Gegenteil) an den Prohibitionsbemühungen der WHO und der EU teilzunehmen. Es gibt also unterschiedliche Motive.
    Interessanterweise gehst Du ja auch nicht auf die Ideen für Schockfotos auf Weinflaschen oder Pizzakartons ein.
    Die New Yorker Nanny Bloomberg ist das typische Beispiel für Bevormundung, Entmündigung und Volkserziehung der Bürger. Schocktherapie soll mir (oder anderen) helfen? Was gehen meine Konsumangewohnheiten die Volkserzieher an? Die sollen sich gefälligst um ihre eigenen Dinge kümmern – mich kümmert auch nicht, ob Herr Bloomberg jeden morgen eine Eigenurin-Therapie macht.

    Die Behandlung der Menschen als unmündige Kinder, die zu ihrem Besten Verbote und Vorschriften bekommen müssen, widerspricht dem Freiheitsgedanken.
    Du scheinst das anders zu sehen – ist in einer freiheitlichen Gesellschaft durchaus möglich…

  10. @Nansy

    Erst gilt es zu klären was normal und unnormal ist.

    Und Freiheit hört bei mir da auf, wo der Einzelne der Gesellschaft schadet. Denn auf die Gesellschaft ist jeder angewiesen. Denn ohne die Gesellschaft braucht er auch keine Freiheit. Dann ist er nämlich alleine und kann sich dann auch alleine helfen. Keine Rente, keine Krankenkasse usw.

    Der so modern gewordenen zügel- und rücksichtslosen Selbstverwirklichung des Einzelnen darf man also nicht im Weg stehen?

    Gut. Dann setzt du wahrscheinlich auf Eigenverantwortung in der Hinsicht das jeder gefälligst das machen kann wo nach ihm ist. Egal ob er dann später der Gesellschaft zur Last fällt oder nicht. Wenn der rücksichtslose Selbstverwirklicher aber auf die Schnauze gefallen ist, dann muss die Gemeinschaft mit ihren Regel- und Hilfssystemen wieder helfen.

    Ok. Dann werde ich das der Mutter die unter mir wohnt nochmal so erklären. Ihre Tochter ist 17, wiegt ca. 150kg, hat noch nicht mal ein Hauptschulabschluss und raucht seit 2Jahren Tabak. Ich erkläre ihr, das nicht die Pizza-Hersteller, Coca-Cola, Philip Morris und McDoof mit ihren tollen Werbungen daran schuld sind. Auch nicht die tollen Schönheitsideale die den ganzen Tag über die Mattscheibe flimmern und uns erzählen wie wir auszusehen haben und was wir unbedingt anziehen müssen. Und auch nicht die tollen niveauvollen HipHopper/Rapper, die zeigen das man noch nicht mal einen Hauptschulabschluss braucht um nennen fetten Benz zu fahren.

    Was willst du dagegen machen? Privatfernsehen abschaffen? Werbeverbote? So erfolgreich wie für Tabak seit 1974 in Deutschland?

    Wo willst du denn anfangen? Gar nicht?! Na dann ist doch alles easy für BigPharma. Dann kann man den Salzjunkies mit Bluthochdruck ja Betablocker verkaufen, den Dicken eine Schlankheitskur, den Hypochondern ihre Vitaminpillen, den fleißigen (Alu-)Deodorant-Benutzerinnen die Chemotherapie nach dem man diesen die Brüste abgenommen hat und den ganzen Diabetikern das günstige Insulin.

    Dann funktioniert doch der zügellose freiheitliche Raubtierkapitalismus.

    Und zu den Schockfotos hab ich auch eine eigene Meinung. Sie machen nur Angst und/oder provizieren Trotzkonsum. Sonst nichts. Schocktherapie sieht bei mir anders aus.

    Und ich kann mich leider nicht gegen den Gedanken wehren, dass es dir wichtig ist das freiheitliche ICH in den Vordergrund zu stellen.
    Mir ist allerdings beim ICH nur eines wichtig. Was kann ICH für die Gesellschaft tun. Denn die Gesellschaft bin ich.

  11. @elzette

    Die Ansicht, der Einzelne sei nur für die Gesellschaft da, ist ja nicht neu. Der Vorwurf der zügel- und rücksichtslosen Selbstverwirklichung kommt mir auch bekannt vor – in der katholischen Tradition steht der Zügellosigkeit oder Völlerei die christliche Tugend der Mäßigung gegenüber. Wobei wir dann nicht mehr weit vom Puritanismus sind. Solche Einstellungen sind Glaubensfragen, die jeder für sich selbst entscheiden muss.

    Was nun dein Auf- oder Vorrechnen von angeblichen oder angenommenen ungesunden Verhalten angeht, dazu haben sich schon wesentlich klügere Köpfe als ich geäußert – z.B. Mark Twain, dessen Brief „An einen Moral-Statistiker“ ich hier zitieren möchte:

    „Behalten Sie Ihre statistischen Notizen ein andermal für sich! Ich habe das ganze Bündel genommen und mir die Pfeife damit angezündet. Leute von Ihrem Schlage sind mir verhaßt. Sie rechnen fortwährend aus, wie sehr ein Mensch seiner Gesundheit schadet, wie sehr er seine Denkkraft schwächt und wie viele elende Dollars und Cents er vergeudet, wenn er sich zweiundneunzig Jahre lang den verderblichen Genuß des Rauchens gestattet, der ebenso verderblichen Gewohnheit des Kaffeetrinkens fröhnt, gelegentlich eine Partie Billard spielt, bei Tische ein Glas Wein trinkt u. s. w. u. s. w. Und Sie zählen sich immer an den Fingern her, wie viele Frauen der gefährlichen Mode, weite Reifröcke zu tragen, zum Opfer gefallen und verbrannt sind u. s. w.

    Immer sehen Sie nur die eine Seite der Frage. Sie sind blind gegen die Thatsache, daß die meisten alten Männer in Amerika rauchen und Kaffee trinken, obgleich sie nach Ihrer Theorie alle jung gestorben sein sollten, daß rüstige alte Engländer Wein trinken und am Leben bleiben, daß dicke alte Holländer sowohl tüchtig trinken als rauchen und doch die ganze Zeit über nur immer älter und wohlbeleibter werden. Auch kümmern Sie sich nie darum, wie viel Behagen, Erholung und Vergnügen der Mensch im Lauf seines Lebens vom Rauchen hat, (was zehnmal soviel wert ist als das Geld, welches er sparen würde, wenn er es bleiben ließe) und fragen gar nicht danach, was für eine ungeheuere Menge von Wohlsein dem Menschen in seiner Lebenszeit verloren geht, wenn er, – wie Ihresgleichen – nicht raucht.

    Natürlich können Sie Geld sparen, wenn Sie sich fünfzig Jahre lang jene kleinen lasterhaften Genüsse versagen, aber was wird Ihnen das nützen, wozu können Sie das Geld gebrauchen? Es kann Ihre arme sündhafte Seele doch nicht ewig selig machen. Nützlich verwendet wird das Geld nur, wenn es uns in diesem Leben Genuß und Behagen verschafft; für Sie, der Sie ein abgesagter Feind von Genuß und Behagen sind, hat es daher keinerlei Zweck, Schätze aufzuhäufen…..“

    Ganzer Text hier: http://gutenberg.spiegel.de/buch/6752/14

    Du hast recht, mir ist wichtig das freiheitliche ICH gegenüber der „linken Gleichmacherei“ zu bewahren, denn die „Gesellschaft“ die Du meinst, ist lediglich eine nützliche Organisationsform und kein Selbstzweck – für die ideologische Überhöhung reiner Organisationsformen kann ich mich nicht begeistern.

  12. @ Nansy

    Am Genuss ist was dran, dass gebe ich zu. Aber ist das Tabakrauchen von 2-3 Schachteln am Tag Genuss? Ist das reinpumpen von einer halben Flasche Wodka auf eine Flasche Cola vor dem Discobesuch Genuss? Oder ist in den Diskotheken Komasaufen Genuss? Oder der Konsum von 10 Flaschen Bier am Abend, ist das Genuss? Man muss ganz klar unterscheiden was Genuss und was Sucht bzw. Missbrauch ist?

    Und wie kommen wir dahin? Probieren wir doch alle mal ein bisschen Kokain oder besser noch Heroin. Oder am besten gleich Crystal Meth. Jeder hat gefälligst selbst Verantwortung für sich zu übernehmen und die Menge des Konsums selber zu bestimmen. Schöne Werbevideos von den harmlosen Drogen machen wir auch gleich noch dazu, damit auch jeder weiß, was am schnellsten knallt und cool ist.

    Und ehrlich gesagt, ich verurteile niemanden der sich dem Genuss gelegentlich hingibt. Im Gegenteil, weil auch ich so empfinde, wie du es aus Mark Twains Worten zitiert hast. Aber die klare Abgrenzung und Definition über das Wort Genuss darf man hierbei nicht vergessen!

    Und ich verurteile auch keinen Raucher, der gelegentlich ein paar Zigaretten raucht. Und auch niemanden der maßvoll mit Alkohol umgeht.

    Und Paracelsus hat schon gesagt: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“

    Und darum geht es. Um den zügel- und maßlosen Umgang mit den verschiedenen Produkten und/oder auch Genussmitteln. Und ie Liste ist da lang. Sehr lang.

    Alle pochen auf Ihre Rechte. Auf Ihre Pflichten besinnen sich immer weniger Menschen. Nur ich, ich, ich. Das „wir“ rückt in den Hintergrund.

    Aber in die sozialen Hilfssysteme will dann jeder. Da besinnen sich alle wieder auf Ihre Rechte. Aber die Pflicht sich daran auch gesellschaftlich zu beteiligen, vergessen dann sehr viele. Wegen dem ich. Oder besser: Warum ich?

    Und „linke Gleichmacherei“ finde ich sehr gut. „Organisationsform“ finde ich noch besser.

    Keine Kinder? Porsche? FDP-Wähler? Gegen die Autobahnmaut? Gegen ein Tempolimit auf Autobahnen? Für Erziehungsgeld? Für private Kranken- und Rentenversicherungen?

    Für welche Ideale trittst du ein?

    Ich finde alle freiheitlichen ICH’s sollten temporär in eine Sonderzone ohne Regeln und Gesetze kommen.

    An Grundvoraussetzungen soll es dort an nichts mangeln. Alles ist da. Energie, Wasser, Grund und Boden, Häuser, Saatgut, Nahrungsmittel etc.

    Sag mir wie es ausgeht!

    Meine Vermutung:
    Irgendwann wird eine sehr kleine Gruppe über sämtliche Energieressourcen herrschen. Sie leben gut es fehlt ihnen an nichts. Wahrscheinlich weil die Anderen zu faul waren und aufs BGE gehofft haben. Eine andere viel größere Gruppe arbeitet den ganzen Tag und kann sich doch nichts leisten….

    Den Rest überlasse ich deiner Phantasie!

    Ich würde dich gerne als Menschen mal kennen lernen. Nur um zu wissen, was einen Menschen dazu gebracht hat so zu denken. Ich will es einfach nur verstehen. Das unterscheidet uns zwei glaub ich. Ich versuche mein Gegenüber zu verstehen. Ich versuche den Blickwinkel zu verändern. Mich in andere Menschen hinein zu versetzen. Und da fängt es glaub ich an.

    Ruf mich an. Schick mir ein Mail. Vielleicht sind wir nicht weit auseinander. Meine Philosophie: Offene und ehrliche Kommunikation ist alles.

    Dieser Blog ist glaub ich, für die Thematik die wir jetzt haben, nicht mehr der richtige Ort.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published / Required fields are marked *

Was ist 10 + 13 ?
Please leave these two fields as-is:
WICHTIG! Um sicher zu stellen, dass Du wirklich ein Mensch bist, musst Du diese kleine Matheaufgabe lösen. (Als ob Computer dazu nicht in der Lage wären, was? :-) )