Geblendet von der Ideologie

Oder: Ist das trinken eines Glas Wasser gleichzeitig Werbung für Vodka? Immerhin sieht die Flüssigkeit genau so aus und es ist die selbe Handbewegung!

Jedenfalls sehen das einige Gesundheitswächter so:

Durch grob irreführende Darstellung bringen Tabakbekämpfer die Öffentlichkeit dazu zu glauben, dass der Konsum von E-Zigaretten eine Form des Zigarettenrauchens sei.

Am 6. Dezember 2012 veröffentlichte das „BBC News Magazine“ [1] einen Artikel über E-Zigaretten. In diesem Artikel führen Nichtraucherbefürworter von drei der führenden Tabakkontrollorganisationen die Öffentlichkeit in die irre indem sie behaupten, dass der Konsum von E-Zigaretten eine Art des Rauchens und die Benutzung der E-Zigarette nichts anderes als eine Form der Akzeptanz und Annahme des Rauchens ist.

Hier sind, aus dem Artikel, die Reaktionen von drei der führenden Tabakkontrollorganisationen der USA auf die Entstehung und das Explosionsartige Wachstum des E-Zigarettenmarkts und die Veröffentlichung eines Werbespots [2]:

Campaign for Tobacco-Free Kids

Seit die E-Zigaretten auf dem US-Markt aufgetaucht ist, sind die Verkäufe laut den Finanzanalysten von ‚UBS‘ von 5 Millionen Dollar auf geschätzte 250 Millionen angewachsen. Inmitten des Explosionsartigen Wachstums beobachten Rauchgegner vorsichtig die Geräte. ‚Wir wissen, dass die Nichtraucherschutzgesetze Raucher dazu ermutigen mit dem Rauchen aufzuhören‘, sagt Danny McGoldrick (Vizepräsident für Forschung bei ‚Campaign for Tobacco-Free Kids‘). ‚Wenn E-Zigaretten Menschen, welche ansonsten aufgehört hätten, dazu bringt weiter zu rauchen, ist das Schädlich‘, sagt er.

Americans for Nonsmokers‘ Rights

‚Es ist so, als ob sie versuchen die Norm wieder herzustellen, dass Rauchen in Ordnung ist, dass Rauchen glamourös und akzeptabel ist‘, sagt Cynthia Hallett, Geschäftsführerin von ‚Americans for Nonsmokers‘ Rights‘

American Legacy Foundation

‚Der Blu-Werbespot richtet sich an Raucher und schürt den Geist der Rebellion der sie traf, als sie das erste mal anfingen als Jugendliche zu rauchen‘, sagte David Abrams (Geschäftsführer des ‚Schroeder Institute for Tobacco Research and Policy Studies at Legacy‘ – eine Anti-Tabak-Organisation). Der Werbespot ermutigt sie sich anstelle gegen Eltern und Lehrern aufzulehnen, diesmal gegen Anti-Raucher-Sozialnormen zu rebellieren. Sie schlagen Kapital daraus, erwachsenen Rauchern ganz einfach zu sagen ‚Lass dir nicht von der Gesellschaft vorschreiben, was Du zu tun hast‘, sagte Abrams. ‚Du hast die Freiheit zu rauchen. Dreh‘ der Anti-Raucher-Politik und der Gesundheitsbehörde eine lange Nase.‘

 

Der Rest der Geschichte

Was diese drei US-Amerikanischen Tabakkontrollorganisationen offenbar nicht verstehen ist, dass die Nutzung von E-Zigaretten kein Rauchen ist. Im Gegenteil, es ist die Vermeidung von Zigaretten.

Der überwältigende Grund, warum Raucher sich E-Zigaretten zuwenden ist, weil sie ihren Tabakzigarettenkonsum reduzieren oder ganz aufhören wollen zu rauchen. Jedes mal, wenn ein Raucher eine E-Zigarette verwendet – wird er keine Tabakzigarette rauchen. Per Definition reduziert die Nutzung von E-Zigaretten das verwenden von Tabakzigaretten. Werbung für E-Zigaretten ist weit davon entfernt Tabakzigarettenkonsum zu fördern – Vielmehr will sie Raucher dazu bringen, zur E-Zigarette zu wechseln.

Tatsächlich ist die Entstehung und das Wachstum von E-Zigaretten kein Segen für das Zigarettenrauchen – es ist vielmehr eine ernste Bedrohung. Um E-Zigaretten erfolgreich zu vermarkten, müssen Unternehmen Raucher dazu bringen vom rauchen zum dampfen zu wechseln. E-Zigaretten sind in erster Linie für die Rauchentwöhnung oder die Verringerung des Zigarettenkonsums konzipiert worden. In der ersten klinischen E-Zigarettenstudie haben 54% der Tabakraucher, welche unmotiviert waren mit dem Rauchen aufzuhören, entweder erfolgreich aufgehört oder haben ihren Tabakzigarettenkonsum um mehr als die Hälfte reduziert.

In genau welcher Weise haben die Organisationen „Campaign for Tobacco-Free Kids“, „Americans for Nonsmokers‘ Rights“ und „American Legacy Foundation“ diese enorme Reduzierung des Rauchens betrachtet, so dass sie daraus die „Rebellion gegen die Idee nicht zu rauchen“ und „eine Ermutigung der Raucher weiter bei der Tabakzigarette zu bleiben“, machten?

Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Es ist genau das Gegenteil von dem, was jede dieser drei Organisationen sagt.

Wie können diese drei Organisationen die Öffentlichkeit in einer solch eklatanten Weise belügen?

Die Antwort scheint zu sein: Ideologie!

Jede dieser drei Organisationen scheint von einer Ideologie geblendet zu sein, die das Rauchen als Handbewegung definiert. Eine Handbewegung, die mit dem halten und rauchen einer Zigarette verbunden ist – unabhängig davon ob die Person tatsächlich raucht. Offenbar auch, wenn die Person das Rauchen komplett aufgegeben hat – Raucht sie trotzdem, wenn sie die Handbewegung trotzdem ausführt.

Sind diese Organisationen wirklich zur Rettung von Menschenleben verpflichtet, oder versuchen sie nur Handbewegungen zu vermeiden? Leider, so scheint es, ist es die Handbewegung, die sie stört.

Und wenn diese Handbewegung hunderte von Menschenleben rettet, indem sie Raucher von einem Produkt abbringt, dass sie evtl. töten könnte?

Eine Frage an alle die genau so denken wie diese Organisationen:

Was ist dann die Handbewegung die man macht, wenn man ein Glas Wasser trinkt? Werbung für das trinken von Alkohol?

Normalisiert das trinken eines Glas Wasser den Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit?

 

Mit fragendem Gesichtsausdruck

Rursus

 

Quellen:

[1] Electronic cigarettes challenge anti-smoking efforts

[2] Stephen Dorff’s Rise From the Ashes- Brought to you by blu Cigs

[3] Blinded by Ideology, Anti-Smoking Advocates are Widely Misleading the Public into Thinking that Electronic Cigarette Use is a Form of Smoking

Comments

  1. Das Argument, dass durch die e-Zigarette Leute nikotinabhängig werden, die sonst nicht mit Nikotin in Berührung gekommen werden ist natürlich absurd. Mit dieser verqueren Logik könnte man auch Winterreifen verdammen, da sich damit Leute auf die Straße wagen, die sonst das Auto stehen ließen. Ein solches Argument gleift bei JEDER risikominimierenden Maßnahme und ist so gesehen ein Argument gegen Risikominimierung an sich.

    Ich glaube aber nicht daran, dass diese Organisationen von einer Ideologie geblendet sind. Sie arbeiten letztlich daran, dass der Zigarettenkonsum nicht allzuschnell zurückgeht. Sie tun das, weil sei um ihre eigene Existenzberechtigung bangen und weil sie vom Staat und/oder der Pharmaindustrie für diese Arbeit bezahlt werden. Der Staat ist schließlich der Hauptprofiteur vom Zigarettenkonsum und verdient ein Vielfaches von dem, was die Tabakindstrie einnimmt.

    Die Kampagnen dieser Organisationen sind so wenig ideologisch motiviert, wie die Kreuzzüge im Mittelalter religiös motiviert waren.

  2. Nicht von Ideolgie geblendet? Natürlich profitiert die Pharma-Industrie ganz erheblich von den Gesundheitskampagnen und natürlich arbeiten Organisationen auch für ihre Existenzberechtigung – aber wenn man hinter den Kampagnen der Gesundsheitsideologen nur wirtschaftliche Interessen und Selbsterhaltung als Motiv sieht, ist man deutlich zu kurz gesprungen.

    Man sucht die Nähe zu den Prohibitionisten, man argumentiert ähnlich wie sie, man pflegt den selben Ausschließlichkeitsanspruch, man greift zu Halbwahrheiten und Lügen und man übt Druck auf die Medien und die Presse aus – und was soll daran nicht ideologisch sein?

    Der jetzt aufkommende Kampf gegen den Alkohol wird auch mit (ideologisch motivierten) Organisationen wie den Guttemplern geführt, die ihr Endziel – die totale Abstinenz – nur schlecht verschleiern. Dabei mischen sie kräftig im Suchtrat mit und üben politischen Einfluss aus.

    Es wäre in der Geschichte etwas ganz Neues, Ideologen, Abstinenzler, Puritaner und Prohibitionisten nur noch durch wirtschaftliche Interessen zu definieren. Und der Gesundheitswahn in unserer Gesellschaft bietet ihnen fruchtbaren Boden für ihre Vorhaben.

  3. Karl Fasbracke
    11. Februar 2013 - 22:34

    Dass diese Gedundhetsindustrie ideologische Motive hat, habe ich nun so oft gehört, dass ich anfange darin einen Funken Wahrheit zu sehen. Aber im Grunde meines Herzens glaube ich nicht daran, dass man nur mit Ideologie eine dermaßen weltumspannende Organisation aufziehen kann. Zu bedenkten ist auch, dass die hauptberuflichen Tabakkontrolleure teilweise selbst rauchen (http://fasbracke.blogspot.de/2013/01/hauptamtliche-tabakkontrolleure.html). Und die Britische Chefideologin in Sachen Fettleibiigket, Diane Abbott ist sicher auch keine Asketin, bei ihrer Leibesfülle.

    Ich glaube nicht, dass Leute vom Kaliber eines John Banzhaffs eine Ideologie verfolgen, die mehr enthält als sein eigenes Einkommen und seinen eigenen Einfluss zu mehren. Und bei Stanton Glanz dürfte es nicht viel besser aussehen.

  4. Irgendwie reden wir – glaube ich – aneinander vorbei. „Gesundheitsindustrie“ und Ideologen, Abstinenzler, Puritaner und Prohibitionisten ergänzen sich gegenseitig, sind aber nicht unbedingt deckungsgleich.

    Dass Moralprediger und Gesundheitsideologen oft anders handeln, als sie selbst predigen, durchzieht die Vergangenheit wie ein roter Faden:
    von der Geschichte des Papsttums, über die Wiedertäufer in Münster, über die Französische Revolution bis in die heutige Zeit. Bei den Nazis war es zum Beispiel der als „Reichstrunkenbold“ verschriene Arbeitsfrontführer Robert Ley, der das Volk mit einer Kampagne zum Teetrinken umerziehen wollte.
    Ein anderer Moralapostel hieß Eliot Spitzer und lebte in New York. Als Staatsanwalt von New York war er einer der gefürchtetsten Wallstreet-Sheriffs aller Zeiten. Weder korrupte Politiker in Albany, illegale Einwanderer, noch geplagte Ehemänner, die bei Prostituierten ein Ventil für ihre Frustrationen suchten, waren vor ihm sicher. Der tugendsame Gouverneur musste plötzlich zurücktreten, weil ihm nachgewiesen wurde, dass er seit 10 Jahren in einen Prostitutions-Ring verwickelt war, regelmäig Sex mit Nutten gehabt hatte und dafür insgesamt 80.000 Dollar hinblätterte, die er sich zuvor aus der Staatskasse geholt hatte.
    Wenn also die Britische Chefideologin in Sachen Fettleibiigket, Diane Abbott, selbst keine Asketin ist, sehe ich darin keinen Widerspruch.

  5. Karl Fasbracke
    16. Februar 2013 - 12:59

    Schon recht.

    Ich hacke nur deshalb darauf herum, weil üblicherweise die Industrie, insb. die Tabakindustrie anders kritisiert wird als die Verbotsindustrie. Der Verbotsindustrie unterstellt man gerne ideologische Motive, wogegen man die Tabakindustrie als skrupellose Geldmacher hinstellt.

    Diese Unterscheidung trifft. m.E. nicht die Realitiät. Die Verbotsindustrie kommt dabei zu gut weg. Jemand, der von einer Ideologie geblendet ist, steht in der öffentlichern Wahrnehmung immer noch besser da, als jemand, der in vollem Bewusstsein seiner Schurkenhaftigkeit Böses tut. Dadurch entsteht dieser David gegen Goliath Mythos, wo es sich in Wirklichkeit um einen Kampf Goliath gegen Goliath handelt (oder gar Goliath mit Goliath gegen den Rest).

    Die Versuche der Verbotsindustrie nachzuweisen, dass sie ideologisch verblendet ist halte ich daher nicht für efolgversprechend. Es ist so unsinnig, wie der NSU Terrorzelle nachzuweisen, dass die sie ideologisch verblendet ist. Entscheidend ist: hier geschehen Verbrechen.

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