Offizielle Zahlen vom CDC zu E-Zigarettennutzung bei Jugendlichen

Zusammenfassung: Der folgende Artikel zeigt auf, wie das US-amerikanische „Center for Disease Control“ (CDC) Daten zum E-Zigarettenkonsum unter Jugendlichen nur in Teilaspekten veröffentlicht hat und so eine Gefahr des „Einstiegsprodukt E-Zigarette“ geschaffen hat, obwohl die nun verfügbaren Daten genau das Gegenteil andeuten. Bei Betrachtung des vor kurzem veröffentlichten Gesamtberichtes wird offensichtlich:

Noch deutlicher, als mit den Zahlen des CDC, kann nicht bewiesen werden: “E-Zigaretten sind kein Einstiegsprodukt in den Tabakkonsum!”

Die halbe Wahrheit

Im November 2014 hat das CDC einige Informationen bezüglich des „National Youth Tobacco Survey“ (einer großen Umfrage zu Tabak und E-Zigarettenkonsum unter Jugendlichen) von 2013 veröffentlicht.

Leider waren diese Informationen sehr „zielgerichtet“:
Es wurden nur die Zahlen derjenigen Jugendlichen veröffentlicht, die „in den letzten 30 Tagen an einer E-Zigarette gezogen“ und die „in den letzten 30 Tagen an einer E-Zigaretten und Tabakzigarette gezogen“ (Dualuse) hatten. Dies gipfelte in Pressemitteilungen wie

  • “Steigende Nutzerzahlen bei E-Zigaretten unter Jugendlichen“
    Original:
    “E-Cigarettes Gain Among High School Students“  1

Im Zeitraum 2011 bis 2013 ist der E-Zigarettenkonsum, wie auch der gleichzeitige Konsum von E-Zigaretten und Tabakzigaretten (Dualuse), unter US-amerikanischen Jugendlichen angestiegen.

Dies würde die Hypothese bestätigen, dass E-Zigaretten ein Einstiegsprodukt in den Tabakkonsum sind und gleichzeitig alle bisherigen Studien negieren.2

Als Balkendiagramm stellen sich die Zahlen wie folgt dar:

Chart by Visualizer

Diese ansteigende Konsumentenanzahl sieht doch alarmierend aus, oder? Das wäre sie auch… Wenn da nicht ein paar Zahlen fehlen würden:

Die ganze Wahrheit

Erst jetzt wurden die vollständigen Datensätze aus 2013 veröffentlicht und somit kann endlich ein komplettes Bild über den aktuellen Verlauf der Nutzerzahlen von jugendlichen E-Zigarettenkonsumenten in Verbindung mit dem Tabakkonsum gezeichnet werden.3

Wie das folgende, aus den Datensätzen von 2011 bis 2013 extrahierte Balkendiagramm aufzeigt, ist zwar die Anzahl der Jugendlichen, die schon einmal eine E-Zigarette ausprobiert haben (das ist die Definition des CDC für einen E-Zigarettenkonsumenten) ebenso wie die Anzahl der Dualuser (gleichzeitiger Gebrauch von E-Zigaretten und Tabakzigaretten) angestiegen.

Aber im selben Zeitraum ist die Anzahl der jugendlichen Tabakraucher

  • im Alter von 11 bis 14 von 4 auf 2,4 Prozent und bei den jugendlichen Tabakrauchern
  • im Alter von 15 bis 19 von 14,6 auf 9,7 Prozent zurückgegangen.

Wenn man diese Zahlen mit in das Balkendiagramm einfügt, kommt folgendes heraus:

Chart by Visualizer

Diesen Rückgang bei den Tabakrauchenden Jugendlichen ist in der Geschichte des „National Youth Tobacco Survey“ einzigartig und kann nur als kolossal bezeichnet werden.

Wohlgemerkt: Sowohl im oberen als auch im unteren Balkendiagramm wurden die selben Zahlen für E-Zigarettenkonsumenten als auch Dualuser benutzt. Im unteren Balkendiagramm sind lediglich die Zahlen für die Tabakkonsumenten und damit letztendlich die einzig relevante Information hinzu gekommen: Die Gesamtanzahl der jugendlichen Tabakraucher/E-Zigarettenkonsumenten.

Fakt ist: Im Zeitraum 2011 bis 2013 ist der E-Zigarettenkonsum, wie auch der gleichzeitige Konsum von E-Zigaretten und Tabakzigaretten (Dualuse), unter US-amerikanischen Jugendlichen angestiegen, gleichzeitig ist aber der Tabakkonsum kolossal rückläufig und beweist somit, dass E-Zigaretten kein Einstiegsprodukt sondern viel mehr ein Ausstiegsprodukt aus dem Tabakkonsum sein können.

Studien und Hypothesen sind eine Sache – Das hier jedoch sind harte Fakten! Noch deutlicher kann nicht bewiesen werden: „E-Zigaretten sind kein Einstiegsprodukt in den Tabakkonsum!“

Dies ist wieder einmal ein wunderschönes Beispiel dafür, wie man mit Statistiken die Wahrheit sagen kann und trotzdem lügt, dass sich die Balken biegen.

Die US-Behörde „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC; deutsch „Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention“) sind dem Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste der Vereinigten Staaten unterstellt. Sinn und Zweck des CDC ist der Schutz der öffentlichen Gesundheit und unter anderem die gesundheitliche Aufklärung. Eine solche Aufklärung sollte immer vollständig und wahrheitsgemäß sein.

Etwas, dass in diesem Fall nicht geschehen ist.

Rursus


  1. New York Times, E-Cigarettes Gain Among High School Students, C.D.C. Finds, 13. November 2014 

  2. Rursus Blog: Sachstand zur E-Zigarette: Einstiegs- oder Ausstiegsprodukt?, 16. Januar 2015 

  3. CDC: National Youth Tobacco Survey (NYTS), Veröffentlicht: 2015 

Comments

  1. Also erstmal Danke für die vollständige Darstellung der Daten.
    Generell finde ich die Schlussfolgerung auf Kausalzusammenhänge zwischen den Zahlen nicht zulässig.
    Die Zahlen zeigen deutlich, dass während der Anteil von E-Zigaretten bei den Inhalationsmitteln deutlich gestiegen ist, die Anzahl der Konsumenten von Inhalationsgenussmitteln drastisch gesunken ist.
    Das ist erstmal eine Parallelerscheinung – die aufzeigt, dass weder der Tabakkonsum zugenommen hat, noch der Konsum von Inhalationsgenussmitteln insgesamt, sondern dieser drastisch gesunken ist.
    Um einen Beleg für Einstieg/Ausstieg und die Bilanz dessen zu belegen bräuchte es eine Betrachtung der Entwicklung beim einzelnen Konsumenten.
    Also wurde der regelmäßige Konsum von Tabakprodukten nach regelmäßigem Konsum von E-Zigaretten begonnen, bzw wurde der Tabakkonsum nach regelmäßigem Konsum von E-Zigaretten beendet, und – auf welchem weg wurde der Konsum von Inhalationsgenussmitteln beendet.

  2. Norbert Zillatron
    18. Februar 2015 - 21:45

    Auch wenn man aus dieser deutlichen Korrelation nicht auf Ursache und Wirkung schließen kann, so ist das doch sehr auffällig und eine gute Basis für eine vielversprechende Arbeitshypothese. Hier wäre ein Vergleich mit den Zahlen der Vorjahre interessant, um den längerfristigen Trend (auch ohne ecigs) zu analysieren.

    Ein Artikel zum gleichen Thema von Brad Rodu: http://rodutobaccotruth.blogspot.de/2015/02/memo-to-cdc-tell-whole-truth-about-e.html

  3. Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des Vaping Advocate of the Year 2015. Vielen Dank für die vielen Informationen und Unterstützung der Dampfergemeinde. Mach weiter.

    Dampfende Grüße
    Ivonne

  4. SuichtpräventionBE
    5. Mai 2015 - 13:44

    Hallo

    Besten Dank für die vertiefte Recherche! Die Zahlen sind wirklich interessant, jedoch beweisen Sie Ihre Aussage nicht, dass „E-Zigaretten kein Einstiegsprodukt in den Tabakkonsum“ sind. Es gibt eine Vielzahl an Gründen, wieso der Tabakkonsum bei US-amerikanischen Schülern in den letzten Jahren zurückgegangen ist (Gesundheitsbewusstsein, Medienkonsum, Preis, Erhältlichkeit, da es E-Zigaretten gibt, usw.). Interessanterweise ist auch in der Schweiz der Konsum von Tabak bei 15-jährigen Jugendlichen rückläufig. Hingegen haben in Deutschland fast zehn Prozent aller 16- bis 19-Jährigen (dkfz 2014) im Jahr 2014 E-Zigaretten zumindest einmal ausprobiert. In der Schweiz haben die 15- bis 19-Jährigen zu 15,8%(Suchtmonitoring, 2014) schon mindestens einmal eine E-Zigarette genutzt. Die Experimentierfreudigkeit ist also relativ hoch.

    Haben nun diese Jugendliche zuerst E-Zigarette oder Tabakprodukte probiert? Diese Frage kann nicht beantwortet werden, auch vom CDC nicht. Daher besteht bisher lediglich eine Vermutung, dass E-Zigaretten ein Einstiegsprodukt in den Tabakkonsum darstellen können.

    Wenn man herausfinden will, ob E-Zigaretten dazu führen können, dass man zu einem späteren Zeitpunkt Tabak (inkl. Shisha) raucht, müsste man umfangreiche und repräsentative Befragungen bei Jugendlichen vornehmen. Eine Frage müsste sein, ob geraucht oder gedampft wird (inkl. Regelmässigkeit) und mit welchem Produkt (Tabak oder E-Zigarette / E-Shisha, usw.) man angefangen hat.

    Soweit ich informiert bin gibt es bisher noch keine solche umfangreiche Studie (falls doch, bitte informieren!).

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